Borgentreich (bsg)
Die tennisballgroße Stahlkugel rollt mit Schwung über die Bahn und kickt die gegnerische Kugel zur Seite. Achmed, ein Flüchtling aus Syrien, grinst fröhlich und freut sich über den Erfolg, während sein Zimmernachbar Mohammad betrübt dreinschaut, aber in sportlichem Fair-Play zum Sieg gratuliert. Seit Mitte Mai bietet die BSG Borgentreich e.V. den Bewohnern der „Zentralen Unterbringungs-Einrichtung“ in der ehemaligen Bundeswehr-Kaserne in Borgentreich an, einmal in der Woche Boule zu spielen.
Winfried Gawandtka, 2. Vorsitzender der BSG und aktiver Bouler, hatte im vergangenen Winter spontan diese Idee, als der Landessportbund NRW die Aktion „Sport mit Flüchtlingen“ ins Leben rief. Bei Cornelia Schepers, Malteser-Mitarbeiterin in der ZUE, „rannte ich offene Türen ein“, berichtet er. Schnell war man sich einig, sobald das Wetter es zuließ, wurde die Anlaufbahn der ehemaligen Weitsprunganlage gesäubert, die BSG besorgte die Kugeln. Alle notwendigen Kosten wurden vom LSB übernommen. Sinn und Zweck der Aktion ist es, den Flüchtlingen, die eine schlimme Zeit hinter sich haben, etwas Unterhaltung und Zerstreuung durch den Sport zu bieten. Dass die Idee aufgeht, zeigt die bisherige Beteligung: „Jede Woche kommen einige Bewohner der Einrichtung, um das Spiel kennen zu lernen,“ berichtet der rührige BSG-Vize. „Natürlich haben wir Sprachschwierigkeiten, aber mit meinen paar Brocken Schul-Englisch, einem aufmunterndem Lachen und Schulterklopfen geht’s los. Die Spielregeln haben die Jungs in fünf Minuten begriffen.“ Schnell sind Teams gebildet, die mit Eifer bei der Sache sind und sich die wenigen einfachen Regeln erklären lassen. „Ich lege die Regeln nicht ganz so streng aus,“ meint „Mister Winni“, wie er dort genannt wird, „Hauptsache ist, wir haben gemeinsam ein oder zwei Stunden Spaß. Es waren auch schon Familien mit kleinen Kindern dabei, jeder ist willkommen!“
„Wir sind solchen ehrenamtlichen Herlfern sehr dankbar,“ stellt Malteser-Mitarbeiterin Cornelia Schepers heraus, „sie sind auch ein gutes Bindeglied zur Bevölkerung Borgentreichs und helfen mit, Vorurteile abzubauen.“ Winfried Gawandtka ergänzt: „Ich bereue meinen Einsatz bisher nicht, die Beschäftigung mit diesen Menschen, die oft noch relativ jung sind, aber schon Schreckliches erlebt haben, gibt mir viel. Wer offen und mit Interesse auf diese Menschen zugeht, wird mit einem Lächeln belohnt.“
Insgesamt 17 Vereine aus dem Kreis Höxter haben sich an dem LSB-Förderprogramm „Sport mit Flüchtlingen“ mit den unterschiedlichsten Angeboten beteiligt. In der Bördestadt ist die BSG Borgentreich der einzige Verein, der sich in dieser Form engagiert.